Die Sonne scheint und es ist Sonntag. Was kann man an einem schönen Sonntag machen? Man kann spazieren gehen, man kann Freunde treffen, oder man kann auf den Flohmarkt gehen. Ich will heute auf den Flohmarkt. Ich mag die Atmosphäre dort sehr. Überall sind alte Schätze und man weiß nie, was man finden wird.
Als ich ankomme, ist schon viel los. Ich sehe Familien, Studenten und Touristen. Alle suchen nach etwas Besonderem. Ich habe keinen genauen Plan. Ich muss nichts kaufen. Ich darf einfach nur schauen und die Dinge auf mich wirken lassen.
An einem Stand verkauft ein alter Mann alte Kameras. Ich nehme eine in die Hand. Sie ist schwer und aus Metall. Ich frage mich: Welche Bilder wollte der Fotograf wohl machen? Er musste sicher lange lernen, um gute Fotos zu machen. Heute kann jeder mit seinem Handy Fotos machen, aber das ist nicht dasselbe.
Ich gehe weiter und sehe einen Tisch voller alter Bücher. Der Geruch von altem Papier steigt mir in die Nase. Ich möchte am liebsten alle durchblättern. Eine junge Frau sitzt hinter dem Tisch. Sie sagt: „Du darfst dir gerne Zeit lassen.“ Sie erklärt mir, dass sie umzieht und nicht alle Bücher mitnehmen kann. „Ich muss mich von einigen trennen, auch wenn es schwerfällt“, sagt sie. Ich verstehe das. Manchmal muss man Dinge loslassen, um Platz für Neues zu schaffen.
Plötzlich sehe ich etwas, das mein Herz höherschlagen lässt: eine kleine Teetasse mit einem handgemalten Vogel darauf. Sie erinnert mich an meine Oma. Sie hatte eine ähnliche Tasse. Ich will diese Tasse unbedingt haben. Ich frage die Verkäuferin nach dem Preis. Sie nennt eine Zahl. Ich überlege kurz. Auf dem Flohmarkt soll man ein bisschen handeln, das gehört dazu. „Kann ich sie für etwas weniger haben?“, frage ich freundlich. Wir einigen uns auf einen Preis und ich bin glücklich.
Mit meiner neuen Tasse in der Hand schlendere ich weiter. In einer Ecke sitzt ein junger Mann mit einer Gitarre und singt. Er singt mit geschlossenen Augen. Er muss nicht singen, aber er will es. Seine Stimme ist klar und ein bisschen traurig. Die Leute bleiben stehen und hören zu. Man darf ihm Geld in seinen Gitarrenkoffer werfen, wenn man mag. Seine Musik berührt mich. Er kann so viele Gefühle mit seiner Stimme ausdrücken.
Als ich den Flohmarkt verlasse, halte ich meine Tasse fest. Es ist nur eine kleine Tasse, aber für mich ist sie ein Schatz. Ich wollte eigentlich nichts Bestimmtes finden, aber diese Tasse hat mich gefunden. Man kann das Glück nicht planen. Manchmal muss man einfach nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Und man sollte sich erlauben, die kleinen, unerwarteten Freuden zu sehen. Dieser Sonntag fühlt sich jetzt perfekt an.
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